Schlaganfall: Jetzt zählt jede Minute

Im Innviertel erleiden jährlich rund 550 Menschen einen Schlaganfall. Dabei handelt es sich um einen Notfall, der sofortiger Behandlung bedarf.

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Mit rechtzeitiger Therapie in einer so genannten Stroke Unit kann ein Schlaganfall ganz ohne Folgen überlebt werden. Wer wartet und nicht sofort das Krankenhaus aufsucht, riskiert schwere Folgeschäden.

Ein Schlaganfall ist eine plötzliche Durchblutungsstörung des Gehirns. 85 Prozent der Schlaganfälle beruhen auf einer Unterbrechung der Blutversorgung, der Rest sind Gehirnblutungen. Auslöser der Verstopfung eines Gehirngefäßes ist entweder eine Ablagerung (Arteriosklerose) oder das Blutgerinnsel wird vom Herzen mit dem Blutstrom in die Gehirngefäße verschleppt.

„Das Tückische am Schlaganfall ist, dass die Betroffenen keine Schmerzen verspüren und deshalb die Gefahr unterschätzen“, weiß Prim. Prof. Dr. Andreas Kampfl, Leiter der Abteilung für Neurologie am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried. Bei einem Schlaganfall sterben aber pro Stunde 120 Millionen Nervenzellen ab und das Gehirn altert um 3,6 Jahre. Die Akutversorgung an einer Stroke Unit, einer speziellen Intensivstation für Schlaganfallpatienten, verringert das Risiko, einen Schlaganfall nicht zu überleben oder schwere Dauerschäden davonzutragen, um 30 Prozent. Wenn rasch behandelt wird, ist in vielen Fällen eine vollständige Heilung möglich. Dafür sorgt ein speziell geschultes, multiprofessionelles Team mit modernster Akutdiagnostik, Überwachung der lebenswichtigen Funktionen und gezielter Therapie.

„Es ist entscheidend, die Warnzeichen zu kennen und sie ernst zu nehmen“, ruft Prof. Kampfl zum Handeln auf. Die Symptome des Schlaganfalls sind so typisch, dass drei von vier Schlaganfällen auch von medizinischen Laien als solche erkannt werden.

Warnsignale:
• Halbseitige Schwäche, Lähmung oder Gefühlsstörung in einer ganzen Körperhälfte oder Teilen davon (Gesicht, Arm, Bein)
• Sprachstörungen: Betroffene können sich nicht bzw. nur schwer verständlich machen oder haben selbst Schwierigkeiten, Gesagtes zu verstehen
• Sehstörungen in einem Teil des Gesichtsfeldes, vorübergehende Blindheit auf einem Auge, Doppelbilder

Richtig handeln, wenn diese Warnsignale erkannt werden:
• Rufen Sie sofort die Rettung (Notruf 144)
• Notieren Sie, wann genau die Beschwerden begonnen haben (Uhrzeit)
• Halten Sie eine Medikamentenliste bereit
• Sofortiger Transport auf eine Stroke Unit, auch wenn die Beschwerden rasch abklingen

Zeit ist Gehirn
Für den Behandlungserfolg zählt jede Minute. Die Rettung informiert das Krankenhaus, wenn ein Patient mit Verdacht auf Schlaganfall transportiert wird. Das stellt sicher, dass im Spital sofort abgeklärt wird, ob es sich um einen Schlaganfall handelt und keine unnötige Zeit bis zum Beginn der so genannten Lyse-Therapie, einer speziellen Infusionstherapie zum Öffnen des verstopften Gefäßes, verstreicht. Je rascher gehandelt wird, umso wirkungsvoller kann den Patienten geholfen werden.

Nicht zu unterschätzen ist auch das so genannte „Schlagerl“. Bei dieser leichteren Form des Schlaganfalls, die TIA (Transitorisch ischämische Attacke) genannt wird, verschwinden die Symptome nach wenigen Minuten. Aber das Risiko, dass sich innerhalb weniger Stunden oder Tage ein Schlaganfall mit bleibenden Schäden ereignet, ist deutlich erhöht. Deshalb müssen auch diese Patienten unbedingt auf einer Stroke Unit behandelt werden.

Immer mehr Innviertler betroffen
Mit der steigenden Lebenserwartung steigt auch die Zahl der Menschen, die einen Schlaganfall erleiden. Im Innviertel sind das jährlich 550 Patienten, Tendenz steigend. Aufgrund dieser Entwicklung und der Leistungszahlen wird nun die Stroke Unit am Schwerpunktkrankenhaus Ried von vier auf sechs Betten erweitert.

>> Abteilung für Neurologie