Wenn ein ausgebildeter Krankenpfleger es durch laufende nebenberufliche Fortbildung bis zum Doktor der medizinischen Wissenschaften bringt, ist das eine Besonderheit. Michael Pagani, dem Leiter des Vinzentinum Ried am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried, ist dieses Meisterstück sogar mit Auszeichnung gelungen.
Der 43jährige Linzer hat nach der Pflichtschule eine Ausbildung zum Diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger gemacht und vier Jahre danach eine Ausbildung für Intensivpflege. Gleich angeschlossen hat er mit der Matura in Form der Berufsreifeprüfung. 2007 schloss Michael Pagani das Bakkalaureatsstudium der Pflegewissenschaften ab, zwei Jahre später folgte der Abschluss des Magisterstudiums der Pflegewissenschaften. Zu der Zeit war Pagani schon Direktor der Schule für Pflegehilfe und Altenbetreuung des BFI Linz. Nach zwei Jahren als Universitätsassistent an der Privaten Universität für Gesundheitswissenschaften, medizinische Informatik und Technik in Hall in Tirol übernahm Pagani 2011 die Leitung des Vinzentinum Ried, der Ausbildungseinrichtung des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Ried. Zu der Zeit wurden am Vinzentinum Ried Lehrgänge für die Ausbildung diplomierter Gesundheits- und Krankenpflegepersonen angeboten.
2014 führte Pagani den Schulstandort in einen Fachhochschulstandort, in Kooperation mit der Fachhochschule Campus Wien, über. Seit dem wird die Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung in Ried als generalistisches FH-Studium angeboten. Nach drei Jahren Studium verfügen die Absolventen über ein profundes Wissen sowie praktische Fähigkeiten und bekommen den akademischen Titel Bachelor of Science in Health Studies verliehen.
Erster Pflegewissenschafter an der Medizin-Uni
Zurück zur Person Michael Pagani: 2012 setzte Mag. Pagani seine Studientätigkeit fort und wurde als erster Absolvent der Pflegewissenschaft für das Doktoratsstudium der medizinischen Wissenschaften an der Paracelsus medizinischen Privatuniversität Salzburg zugelassen.
„Um selbständig Forschung durchführen und Studienprogramme auf Masterebene am Vinzentinum Ried anbieten zu können, muss der wissenschaftliche Leiter ein Doktoratsstudium vorweisen“, so Pagani zu seiner Motivation, die beinahe fünfjährige nebenberufliche Ausbildung auf sich zu nehmen. „Wichtig war mir auch die Horizonterweiterung in Richtung Medizin, weil die Disziplinen Medizin und Pflege vor Ort eng zusammenarbeiten“, so der frischgebackene Doktor weiter.
Schlaganfall-Forschung
In seiner Dissertation befasste sich Pagani mit der Schlaganfallforschung, genauer mit der Lebensqualität und Therapiecompliance von Patientinnen und Patienten nach transitorischer ischämischer Attacke (Sauerstoff-Unterversorgung des Gehirns, verbunden mit Schlaganfall-Symptomen). Für seine Arbeit führte er Interviews und machte Tests mit den Patientinnen und Patienten, die ihm Doktorvater und Leiter der Abteilung für Neurologie des Rieder Schwerpunktspitals, Prim. Prof. Dr. Andreas Kampfl, zuwies. Insgesamt bearbeitete Pagani 20.000 Datensätze für seine wissenschaftliche Arbeit. Dieser Aufwand hat sich gelohnt und Pagani schloss seine Dissertation mit Auszeichnung ab.
Forschung an der FH Pflege
Der FH-Studienstandort Vinzentinum Ried ist gleichzeitig auch Forschungsstandort. Alle Lehrenden haben die Aufgabe, sich einem Forschungsthema zu widmen. Ein Beispiel für die Implementierungsforschung ist die kosmetische Beratung für Krebspatientinnen und –patienten durch Pflegepersonen.
„Die Ausbildung hoch qualifizierter Pflegepersonen am Standort unseres Schwerpunktspitals ist ein wesentlicher Faktor, der sicherstellt, dass wir auch in Zukunft das richtige Personal für die qualitativ hochwertige Versorgung unserer Patientinnen und Patienten haben“, betont Mag. Oliver Rendel, Geschäftsführer des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Ried.